Verwendung von Erinnerungsdokumenten mit Menschen mit Demenz
Zeitungsausschnitte, Briefe, Postkarten, Grußkarten, Skizzen, Urkunden können Menschen mit Demenz dabei helfen, sich daran zu erinnern, wer sie waren, wo sie waren und was sie erlebt haben. Sie können bei der Durchführung von Gedächtnissitzungen hilfreich sein.
Warum ist das nützlich?
- Dokumente sind greifbare Gegenstände, die starke Erinnerungen wecken können.
- Das Anknüpfen an intakte Erinnerungen und anregende Gespräche können die Beziehung zwischen Menschen mit Demenz und ihren Familien und Betreuer:innen verbessern.
- Letztendlich kann dies die Qualität der Pflege von Menschen mit Demenz verbessern.
Aktivitäten:
1. Wo können Sie Erinnerungsdokumente finden?


Was können wir erreichen?
Dokumente können im Rahmen von Erinnerungsaktivitäten sehr hilfreich sein. Manchmal sind sie schwer zu finden, z. B., wenn der Mensch mit Demenz oder seine Familie ihren potenziellen Wert nicht erkannt hat und die Dokumente deshalb nicht aufbewahrt haben. In diesem Sinne können Archive Dokumente anbieten, die Einzelpersonen oft nicht mehr besitzen: Hauspläne, Vereinsunterlagen, Firmenarchive, Lokalzeitungen (Anzeigen, Hochzeitsanzeigen, Beförderungen, Auszeichnungen...) und stellen sie digital zur Verfügung.
AKTIVITÄT
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Wo können Sie Erinnerungsdokumente finden?
Was können Erinnerungsdokumente sein?
- Arbeitsleben: Auszeichnungen, Ehrungen, Urkunden, Visitenkarten, Eintrittskarten oder Prospekte von Betriebsausflügen ...
- Freizeit: Eintrittskarten oder Prospekte von Veranstaltungen oder Urlaubsreisen, Karten, Souvenirs ...
- Hobbys: Sportzeitungsausschnitte, Plattencover, Urkunden von Skirennen oder Schwimmwettbewerben, Mitgliedsausweise ...
- Schule: Diplome, Zeugnisse, Seiten aus Schulbüchern oder Heften...
- Familie und Freunde: Postkarten, Geburtstagskarten, Geburts- oder Hochzeitsurkunden, Einladungen zu Geburtstagsfeiern oder Hochzeiten ...
- Artikel und Anzeigen aus Zeitungen, die den Interessen des Menschen mit Demenz entsprechen
Wo können Sie Gedächtnisdokumente finden?
- Im eigenen Haus bzw. der eigenen Wohnung
- Bei Nachbarn
- In alten Zeitungen und Zeitschriften
- Im lokalen Archiv oder im Museum
- Im Internet
- In Geschäften in der Nachbarschaft
- In der Schule, die der Mensch mit Demenz besucht hat
- Am ehemaligen Arbeitsplatz des Menschen mit Demenz
- Bei Vereinen, denen der Mensch mit Demenz angehört (hat)
- … und an noch viel mehr Orten …
Was brauchen wir?
- Sammlungen von Erinnerungsdokumenten der Person oder ihrer Familie (z. B. Urkunden von Skirennen, Hochzeiten, Reisesouvenirs, Personalausweise, Meisterbriefe, Ehrungen, Konzertkarten, Geburtstagskarten)
- Dokumente, die aus dem Angebot lokaler/regionaler Institutionen stammen. Die meisten müssen vor der Nutzung digitalisiert werden.
- Aussagekräftige Dokumente, die Sie im Internet finden
Reflexionspunkte
- Um diese Aktivität durchführen zu können, sollten Sie sich zunächst mit der Lebensgeschichte des Menschen mit Demenz vertraut machen.
- Möglicherweise müssen Sie verschiedene Themen ausprobieren, bevor Sie diejenigen finden, die für Menschen mit Demenz am anregendsten sind.
- Beobachten Sie die Reaktion des Menschen mit Demenz, um zu verstehen, welche Auswirkungen die Aktivität auf ihn:sie hat.
Ressourcen
Europeana (all EU-languages) - Europe’s digital cultural heritage
Austrian National Library, Newspapers
Austrian National Library, Postcard Collection
ETH Zürich e-pics - platform for images, photographs and illustrations
Andere nationale oder regionale Archive und Bibliotheken
2. Wie wählen Sie Erinnerungsdokumente aus?


Was können wir erreichen?
Die Auswahl von für Menschen mit Demenz bedeutungsvollen Dokumenten kann ergänzend das Ziel verfolgen, sie zur Förderung von Erinnerungen und positiver Kommunikation mit anderen zu nutzen. Andererseits können Menschen mit Demenz von zu vielen visuellen Reizen überwältigt werden. Daher ist es wichtig, selektiv vorzugehen und jedes Mal nur eine begrenzte Anzahl von Elementen vorzuschlagen. Es ist auch sinnvoll, Dokumente auszuwählen, die nicht zu viel Text enthalten und die durch Anschauen verstanden werden können (z. B., weil sie eine gut erkennbare Grafik haben).
AKTIVITÄT
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Wie wählen Sie Erinnerungsdokumente aus?
Schritt 1: Überlegen Sie, welche Art von Erinnerungen Sie wecken möchten.
Möchten Sie Erinnerungen an die Kindheit, die Familie, die Arbeit, die Freizeit oder an wichtige Ereignisse im Leben des Menschen mit Demenz wecken?
Überlegen Sie: Was sind Erinnerungsdokumente, was können Erinnerungsdokumente für den Menschen mit Demenz sein, mit dem Sie arbeiten? Gibt es etwas, auf das sich der Mensch mit Demenz in Ihren Gesprächen immer wieder bezieht? Fallen Ihnen Erinnerungsdokumente ein, die dieses Thema abdecken?
Nützlicher Tipp:
Wählen Sie Dokumente aus, die für Menschen mit Demenz bedeutsam sind und sich auf ein autobiografisches Ereignis bzw. einen autobiografischen Lebensabschnitt beziehen, denn autobiografische Erinnerungen bleiben trotz der Krankheit meist erhalten.
Schritt 2: Erste Schritte - wo finden Sie Gedächtnisdokumente?
Beginnen Sie bei Familie, Freund:innen und Kolleg:innen - fast jeder hat eine kleine private Sammlung von Erinnerungsdokumenten.
Schauen Sie sich dann um, was in Ihrer Region an Online-Sammlungen angeboten wird. Wenn Sie etwas Bestimmtes suchen, erkundigen Sie sich in Institutionen, die mit dem Thema zu tun haben, z. B. in Vereinen, lokalen Archiven, Unternehmen usw. Machen Sie bei jeder Anfrage deutlich, dass Sie die Dokumente nicht wegnehmen, sondern nur fotografieren wollen.
Schritt 3: Wählen Sie Erinnerungsdokumente aus
Wie können Sie nach der Auswahl des Themas und einiger Dokumente entscheiden, welche Dokumente für den Menschen mit Demenz am besten geeignet sind?
Überlegen Sie:
- Ist das Dokument interessant und sinnvoll für das Leben des Menschen mit Demenz?
- Ist das Dokument für Menschen mit Demenz leicht zu erkennen? Berücksichtigen Sie visuellen Kontrast, Auflösung, nicht zu viel Text, visuelle Anhaltspunkte, die die Erkennung erleichtern.
- Wenn nicht, können Sie die Grafik des Dokuments verbessern (z. B., indem Sie nur ein Detail auswählen, es bearbeiten, es in einen Kontext mit einem anderen Dokument oder Foto setzen)?
Was brauchen wir?
- Brainstorming - was sind Erinnerungsdokumente, was können Erinnerungsdokumente für die Menschen mit Demenz sein, mit denen Sie arbeiten.
- Reflektieren, was Sie bereits durch Fotos abgedeckt haben - können Gedächtnisdokumente Themen abdecken, von denen Sie keine Fotos finden konnten? Können Erinnerungsdokumente einige Themen noch besser abdecken?
Reflexionspunkte
- Wenn wir das Wort "Dokument" verwenden, können wir uns auf eine Vielzahl von Gegenständen beziehen, wie z. B. Geburtstagskarten, Mitgliedskarten, Briefbögen... Denken Sie nicht nur an schriftliche Dokumente mit viel Text.
- Beobachten Sie die Reaktion des Menschen mit Demenz auf das ausgewählte Dokument: Sind sie für die Person von Bedeutung? Wird die Tätigkeit / das Thema usw. deutlich dargestellt?
- Welche Themen können durch Erinnerungsdokumente abgedeckt werden - vielleicht sogar besser als durch Fotos? Z.B. eine Urkunde statt eines Fotos von der Abschlussfeier?
3. Wie Sie Dokumente erfassen und für das Hochladen in die Boom-Box vorbereiten


Was können wir erreichen?
Wir können das benötigte Dokument aus einer Vielzahl von Quellen auswählen und müssen in der Lage sein, es in der App richtig zu erfassen und zu organisieren (z. B. anhand von Tags, Themen, Reihenfolge), um es mit dem Menschen mit Demenz verwenden zu können. Manchmal kann das "richtige" Dokument ein Detail eines umfassenderen Dokuments sein, oder das ursprüngliche Dokument ist möglicherweise beschädigt und muss vor der Verwendung verbessert werden. Das Erlernen dieser Vorgehensweise trägt dazu bei, die Nutzung der App und die positiven Auswirkungen der Aktivität zu erhöhen.
AKTIVITÄT
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Wie Sie Dokumente erfassen und für das Hochladen in die Boom-Box vorbereiten
Achten Sie darauf, dass das von Ihnen verwendete Dokument leicht zu erkennen ist - vermeiden Sie Kleingedrucktes, zusätzliche Inhalte, die sich nicht auf den Menschen mit Demenz beziehen. Verwenden Sie Dokumente mit visuellen Hinweisen, die das Erkennen erleichtern.
Fragen Sie sich, ob ein Teil des Dokuments ausreichen würde. - Wenn ja, schneiden Sie einen Teil des Dokuments mit der Fotobearbeitungssoftware Ihres Geräts aus - Beispiele finden Sie in der PDF-Datei zur Aktivität.
Was brauchen wir?
- Nicht ganze Dokumente, sondern nur die wichtigsten Teile, um die App und ihre Handhabung übersichtlich zu halten.
- Der visuelle Teil (Logo, Grafiken, Überschriften) sollte im Mittelpunkt stehen.
- einen Scanner oder eine Kamera zum Digitalisieren von Dokumenten
- Die Fotobearbeitungssoftware Ihres Handys oder Computers
Reflexionspunkte
- Ist die Art und Weise, wie Sie die Dokumente organisiert haben, zweckmäßig? - Können Sie finden, was Sie suchen?
- Wie ist die Qualität der Dokumente? Können Sie mit ihnen arbeiten? Können Sie sie verbessern?
ANMERKUNGEN FÜR PÄDAGOG:INNEN
- Ermitteln Sie, welche Organisationen/Institutionen Zugang zu den gesuchten Ressourcen bieten können.
- Sammeln Sie Informationen über lokal/regional wichtige Ereignisse/Orte/Unternehmen... Archive und Museen können bei der Ermittlung relevanter Inhalte helfen. Sprechen Sie darüber, welche Themen die Beteiligten für Ihre Region für relevant halten, und helfen Sie ihnen bei der Ermittlung lokaler Inhalte.
- Zeitleisten und Chroniken können ebenfalls wichtige Informationen liefern.
- Bei der Verwendung von Dokumenten mit Menschen mit Demenz ist es wichtig, sich auf Folgendes zu konzentrieren:
- Wie wählt man die Dokumente in Bezug auf die Lebensgeschichte und die Interessen des Menschen mit Demenz aus?
- Wie kann man einen Austausch über das Dokument anregen, der für Menschen mit Demenz sinnvoll ist?
- Umgang mit emotionalen Reaktionen bei der Verwendung von Dokumenten (Traurigkeit, Frustration, Aufregung usw.)
ANMERKUNGEN FÜR FACHLEUTE DER GEDÄCHTNISINSTITUTIONEN (GALERIEN, BÜCHEREIEN, ARCHIVE UND MUSEEN)
- Erstellen Sie eine (kleine) Auswahl von Dokumenten, die Sie Interessenten und Betreuungseinrichtungen zur Verfügung stellen können.
- Treffen Sie eine Vorauswahl der für Ihre Region relevanten Themen (Arbeitswelt, Bräuche, Identifikationsorte, Veranstaltungen...)
- Erstellen Sie eine "Musterausstellung", um Interesse zu wecken und alle Bevölkerungsgruppen hinsichtlich Migrationshintergrund, Geschlecht und sozialem Status einzubeziehen.
- Bereitschaft zur technischen Beratung der Nutzer in Fragen wie Urheberrechte, Digitalisierung, Download-Optionen
- Nützliche Tipps für den Umgang mit Menschen mit Demenz sowie ihren Begleitpersonen, die in Ihre Einrichtung kommen: Wenn Sie einen Menschen mit Demenz in ein Gespräch über seine Vergangenheit verwickeln, ist es wichtig, die richtigen Fragen zu stellen, um ihn:sie nicht zu frustrieren. Einfache, sachliche Fragen können für Menschen mit Demenz besonders herausfordernd und belastend sein. Sie befürchten, die Antwort falsch zu verstehen oder sich zu schämen, weil sie sich nicht erinnern können. Verwickeln Sie den Menschen mit Demenz in ein Gespräch. Sprechen Sie so wenig wie möglich mit der Begleitperson, sonst könnten Sie den Menschen mit Demenz ausschließen.
ANMERKUNGEN FÜR BETREUER:INNEN
Welche Themen können Sie behandeln?
Es ist nicht ungewöhnlich, dass Menschen mit Demenz eine Lieblingsgeschichte haben, zu der sie immer wieder zurückkehren. Oft bezieht sich die Geschichte auf eine Zeit, in der sich die Person besonders glücklich oder stolz fühlte. Die Botschaft hinter dieser wiederholten Geschichte kann sein, dass die Person jetzt das Gefühl von Identität und Sinn vermisst. Der Versuch, nach Bildern zu suchen, die sich auf dieses Thema bzw. diese Zeit beziehen, kann dazu beitragen, dass die Person in ein sinnvolles Gespräch verwickelt wird und sich besser fühlt. Einige Ideen:
- Arbeitsleben: Auszeichnungen, Ehrungen, Zertifikate, Visitenkarten...
- Freizeit: Eintrittskarten für Veranstaltungen oder Urlaub, Karten, Souvenirs
- Hobby: Sportzeitungsausschnitte, Plattencover …
- Schule: Zeugnisse, Seiten aus Schulbüchern oder Heften...
- Familie: Postkarten, Geburtstagskarten, Geburts- oder Hochzeitsurkunden...
- Mitgliedskarten
Wenden Sie sich an Ihr örtliches Archiv/Museum und erkundigen Sie sich, ob man Ihnen eine kleine Auswahl an Dokumenten zu diesen Themen zur Verfügung stellen kann.
Wie kommuniziert man mit einer demenzkranken Person?
Wenn Sie dem Menschen mit Demenz die Dokumente zeigen, sollten Sie versuchen, ein Gespräch anzuregen. Vermeiden Sie, dass die Gedächtnisprobleme der Person zu Frustrationen führen.
- Überlegen Sie sich im Vorfeld, wie Sie die Diskussion über ein bestimmtes Thema beginnen wollen. Gehen Sie nicht zu sehr ins Detail, sondern verwenden Sie eine allgemeinere Sprache. Sie müssen nicht unbedingt bestimmte Ereignisse erwähnen, sondern können über ein Thema im Allgemeinen sprechen.
- Fragen Sie nicht "Erinnern Sie sich, als...?". Denn diese Art von Frage erinnert oft an verlorene Erinnerungen.
- Es ist besser, das Gespräch zu führen und die Person daran teilhaben zu lassen, anstatt eine Frage zu stellen. Versuchen Sie mit "Damals gab es..." zu beginnen.
- Wenn Sie selbst eine Erinnerung teilen, erhalten Sie Anhaltspunkte für die Art der Dinge, über die Sie sprechen werden. So können Sie der Person helfen, sich zu entspannen und ihre Erinnerungen leichter abzurufen, ohne Angst zu haben, etwas zu verwechseln oder zu vergessen.
Was ist bei der Arbeit mit Menschen mit Demenz mit Hilfe von Erinnerungsdokumenten zu beachten?
Es könnte als Glücksspiel angesehen werden, Erinnerungen hervorzuholen, ohne eine Vorstellung davon zu haben, was dabei herauskommen könnte. Nicht alle davon werden positiv sein. Aber es ist nicht unbedingt etwas Schlechtes, wenn eine Person auf eine andere Art und Weise emotional wird.
- Beobachten Sie die Reaktionen der Menschen mit Demenz auf die Dokumente, die Sie zeigen: Funktionieren sie gut?
- Seien Sie flexibel und bereit, Ihre Pläne zu ändern, wenn Sie feststellen, dass die Dokumente, die Sie verwenden, nicht hilfreich sind, um den Menschen mit Demenz zu stimulieren.
- Hören Sie freundlich und verständnisvoll zu.
- Nachdem Sie zugehört haben, versuchen Sie, ein positives Feedback zu geben. Sie können etwas sagen wie: "Du warst so mutig, das auf dich zu nehmen. Du hast es durchgestanden, auch wenn es schwer war".
- Sie müssen die Person nicht immer zu fröhlicheren Themen lenken, es sei denn, die Person ist übermäßig gestresst. Viele Menschen navigieren sich durch das Erzählen von Geschichten aus schlechten Erinnerungen heraus.
- Auch traurige Erinnerungen können gute Erinnerungen sein - Sie würden sehr große Bereiche des Lebens auslassen, wenn Sie alle möglicherweise schwierigen Inhalte auslassen würden.
- Bevor Sie gehen, bleiben Sie noch ein wenig bei der Person und führen Sie sie zu einem angenehmeren Thema oder Erinnerung, um ihre Stimmung zu heben.